Intraktive Installation
- die Suche nach Bedeutung, offene Fragen, keine deutliche Handlung, aber es ist doch etwas passiert... Die verfremdeten und nicht eindeutigen Bilder, die angefangenen und eingefrorenen Bewegungen, die sich manisch wiederholenden Bildschleifen, wie der Gedanke auf der Suche nach Bedeutung, der sich verläuft - in eigenen Erinnerungen...
Heiner Müllers "BILDBESCHREIBUNG" - eine Inspiration, ein Versuch die Atmosphäre des Textes einzufangen - und ein Weg in die Gegenrichtung. Ich versuche nicht das Bild, das Müller beschreibt zu rekonstruieren. Eher ist es eine Methode Bilder zu kreieren, die dem Stil des Textes benachbart sind, die offene Struktur, der Zustand der Erwartung einer Erklärung, der nie erfüllt wird. Ich nutze auch, wie Müller, die Fehler im Filmmaterial als Inspiration und als Stilmittel. Die Zufälligkeit im Schnitt des Materials, wo in Echtzeit, während der Projektion das Audio- und Videomaterial gemischt werden, und mittels computergenerierten Zufall "zerstückelt", lässt das Projekt nie fertig werden.
Ich möchte eine Langzeitwirkung bei Zuschauern erreichen, die
sich an die Bilder erinnern, und versuchen die Geschichte selber zu
erfinden...
Im Programm gibt es virtuelle Räume, in denen man sich gerne
aufhält, die sinnlich, verträumt und geheimnisvoll sind. Es gibt auch
Momente, die eine
Atmosphäre der Angst, der Kälte, des Ekels - das Gefühl des Schmerzes
erzeugen sollen. Das Gefühlspiel zwischen Lust und Schmerz soll nicht
nur abgebildet, sondern - auf den Zuschauer übertragen werden.
"Ein Bild ist auch immer eine Verdrängung von anderen Bildern, ein Zudecken der anderen. Wieso habe ich das Recht, gerade dieses Bild auszuwählen und damit ein anderes zuzudecken? Das hat auch etwas mit Selektion zu tun."
Das Programm ist als interaktive (oder auch selbsttlaufende) Video-Installation gedacht, funktioniert aber auch als CD-ROM. Mit Macromedia Director programmiert - mit QuickTime Videos, die in Echtzeit von dem Benutzer manipuliert werden können. Die programierten Zufallsalgorithmen zerschneiden während der Projektion das Videomaterial in immer neue Filmschleifen. Der Ton kann auch Live beeinflusst werden. Das Programm liefert vordefinierte Elemente, die von den Benutzer, oder von den Zufallsgeneratoren zum Bau einer Szene verwendet werden können. Es bietet eine Mischung aus Interaktion, Selektion und Zufall.
Das Programm ist in Kapitel aufgeteilt. Die Titel - sind die Zitate aus
der "BILDBESCHREIBUNG".
Es gibt drei Teile, die drei Sichtpunkte auf das Geschehene liefern. Dem sind
drei Personen aus Müllers Text zugeordnet - der Mann, ("IST DER MANN MIT
DEN TANZSCHRITT ICH, MEIN GRAB SEIN GESICHT..."), die Frau ("ICH, DIE
FRAU MIT DER WUNDE AM HALS...") und der Vogel ("ICH, DER GEFRORENE STURM...").
Der Mann und die Frau in einem Akt, der auf der Schwelle zwischen Sex
und Mord schwebt. Ein kurzer Augenblick, wo alles passieren kann, wo die
Grenze zwischen Lustund Gewaltakt verwischt. Keine Antworten, nur die
Bilder, die wie Erinnerungen, ungeordnet und mit psychedelischer Faszination
kommen - und gehen. Der Vogel - nur ein Beobachter, der sich aber auf
eigene Art erinnert...
Die Navigation basiert auf der Neugier des Zuschauers, der gerade
die Kontrolle über das Programm hat. Die einzige Schnittstelle zwischen
ihm und dem Programm ist die Maus. Durch das agieren mit ihr und den "klickbaren" Objekten,
oder mit den Filmschleifen selbst, kann man das Geschehen auf dem Bildschirm
(oder Leinwand) steuern.
Man soll auf die Veränderung des Cursors achten (ein Signal -
da kann ich was tun) und durch die verschiedenen Räume (Kapitel) wandern.
Innerhalb der Kapitel gibt es oft Unterkapitel. Das letzte Ebene bilden
die Fimschleifen, oder Collagen, in denen man das Bild- und Tonmaterial
beeinflussen kann, und auf
diese Weise sich eine eigene "Erinnerung" zusammenstellen kann.
Die Bildschleifen brauchen ihre Zeit, um die Wirkung zu erzeugen.
Es ist kein Programm zum schnelldurchlaufen.
Interessant ist es das Programm selber laufen zu lassen, und
sich ab und zu einzumischen. Es kann unendlich lang laufen ohne den gleichen
Bildkompositionsrythmus zu wiederholen. Die programmierten Algorithmen "zerstückeln" das
Videomaterial in immer andere Schleifen, die nach der Zeit langsamer werden
- bis zum Stillstand, wonach das Programm wieder aufwacht, und die neuen
surrealen Bildcollagen mischt.
Die Zitate aus Müllers "BILDBESCHREIBUNG" korrespondieren mit den Bildern auf eine besondere Art. Die Bruchteile des Textes, aus dem Kontext gerissen, wie auch die abgebrochene Bewegungen, kurz wie Augenblicke in Filmmaterial, mischen sich wie die rasende Gedanken, Träume, Erinnerungen, ohne sich gegenseitig zu erklären, auf eigenen Ebenen bleibend. Trotzdem gibt es eine Verbindung, die man nicht sofort, sondern erst nach einer Zeit erkennen kann.
Und wie beim Träumen - man muss es nicht verstehen, man soll es fühlen…